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Die Kemnather sind die einzige Klosterbrauerei, die einen Zoigl einbraut.

Bier in einem Glas
Quelle Foto: Benreis
Bild eines Zoiglbieres

Die Kemnather sind die einzige Klosterbrauerei, die einen Zoigl einbraut. Dies darf nicht weiter verwundern, weil die Brauerei im Norden der Oberpfalz beheimatet ist und der (nicht das) Zoigl das für diese Region typischste und traditionsreichste Bier ist, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht. Der Zoigl wird auch heutzutage noch im örtlichen Kommunbrauhaus von Privatpersonen gebraut. Das Braurecht liegt oft seit Generationen auf Häusern oder Anwesen und ist im Grundbuch festgehalten. Es konnten also ursprünglich nur die Besitzer dieser Häuser brauen. Von der Gemeinde wird häufig ein „Kesselgeld“ erhoben, mit dem Licht, Wasser, Versicherungen und Abnutzung abgegolten werden. Daneben muss ein Braumeister zugegen sein, der den Brauvorgang von Anfang bis Ende begleitet. Zuletzt wendet sich das zuständige Hauptzollamt, das vom Braumeister über jeden Brauvorgang informiert werden muss, mit der Erhebung der Biersteuer an den Brauer. 

Zoigl ist ein untergäriges Bier, das hell oder dunkel nach althergebrachter Weise gebraut wird. In der offenen Sudpfanne über einem Holzfeuer wird die Maische zuerst gekocht, dann gehopft und so als „Würze“ noch einmal erhitzt. Dieser Sud kommt nun in große Behälter in den Keller, wo die Hefe ihre Arbeit verrichtet. Nach etwa zehn Tagen Gärungszeit wird das Zoiglbier ohne Erhitzung zur Haltbarmachung in die Fässer abgefüllt, in denen es noch mehrere Wochen ausreifen muss. Es hat den gleichen Hefeanteil, die gleiche Stammwürzesowie den gleichen Alkoholgehalt wie Brauereibier, aber einen geringeren Anteil an Kohlensäure. Viele der Biere sind weder filtriert noch gespundet und damit ein Zwickelbier. 

Obwohl immer das gleiche Brauverfahren angewendet wird, schmeckt jeder Zoigl anders, denn jeder Brauer hat sein eigenes Rezept, nach dem das Verhältnis der Zutaten bestimmt wird. Und noch eine Besonderheit gibt es: Das im Kommunbrauhaus hergestellte Bier wird in einem bestimmten Turnus in den Privathäusern der Brauer ausgeschenkt. Da die Zoiglstuben von außen nicht als solche zu erkennen waren, brachte der Wirt als Zeichen dafür, dass es bei ihm Zoigl zu kaufen gibt, entweder einen Buschen von Sträuchern, einen Besen oder den sogenannten „Bierzeigel“ oder Zoiglstern, gut sichtbar an seinem Haus an. Jeder im Ort wie auch Durchreisende wussten damit, dass es hier frisches Bier und hausgemachte Brotzeiten gab. Dieser Brauch wird auch heute noch praktiziert und ist fester Bestandteil der jeweiligen Ortsansicht. Der Zoiglstern besteht aus zwei ineinandergeschobenen gleichseitigen Dreiecken, wobei eine Spitze nach oben, eine nach unten zeigt. Den insgesamt sechs Ecken werden verschiedene beim Zoiglbrauen benötigte Stoffe zugeordnet. Ein Dreieck symbolisiert die Elemente Feuer, Erde und Luft, das andere steht für die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Malz und Hopfen. Da die Hefe und ihre Wirkung bei der Gärung damals noch nicht bekannt waren, kommt sie auch in der Symbolik des Zoiglsterns nicht vor. Der Stern, ein Hexagramm, ähnelt dem Davidstern der Juden, ist aber völlig unabhängig von diesem als Zeichen des Bieres und des Zoiglbrauwesens zu betrachten und hat auch keinerlei historischen Bezug dazu.

Zoigl-Stern
Quelle Foto: Dtuk
Bild des Zoiglsterns
Barrel Stapel

Getreu dieser Tradition braut die Klosterbrauerei Kemnath ihr naturtrübes Zoiglbier mit tollen, frisch-hefigen Aromen. Nachdem dieses Bier einst zum festen Bestandteil des Sortiments der Brauerei gehört hatte, wurde es zwischenzeitlich aus dem Sortiment genommen. Mit der Rückbesinnung der Verbraucher auf regionale Spezialitäten erlebte auch das Zoiglbier eine fulminante Renaissance – und in Kemnath will keiner mehr auf dieses Bier verzichten. 

Übrigens: Das Brauen des Zoigl-Bieres gehört zum immateriellen Kulturerbe Bayerns. Im Jahr 2018 wurde die Oberpfälzer Zoiglkultur als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland nach der UNESCO-Konvention anerkannt.

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