Kloster Scheyern
Steckbrief
Kloster: Scheyern
Landkreis: Pfaffenhofen a.d. Ilm
Pfarrei: Scheyern
Diözese: München und Freising
Orden: Benediktiner
Patrozinium: Heiliges Kreuz, Mariä Himmelfahrt
Gründer: Grafen von Scheyern
Weiternutzung nach der Säkularisation
1802 landesherrliche Verwaltung, 1803 Aufhebung, neun Benediktinermönche blieben aber vor Ort und betrieben die Seelsorge weiter.
Die Gebäude wurden verkauft und wechselten mehrfach den Besitzer.
1838 wurde das Kloster wiedererrichtet.
Grundzüge der Romantik zeichnen das Kloster bis heute noch aus
Als Gründerin des Klosters Scheyern gilt die Gräfin Haziga, die aber, als sie sich zu diesem ehrenwerten Schritt entschloss, einen beinahe unbesiedelten Flecken an der heutigen Grenze zu Tirol im
Blick hatte. Als Witwe des Grafen Otto II. von Scheyern überließ Haziga nämlich um 1076 den Eremiten Otto und Adalprecht ein Waldgebiet beim heutigen Bayrischzell südlich des Schliersees zur Gründung einer Einsiedelei. Diese „Zelle“ schenkte Haziga kurze
Zeit später dem Benediktiner-Reformkloster Hirsau im Schwarzwald, das zwölf Mönche und Laienbrüder zur Errichtung eines Klosters sandte. Noch vor 1087 siedelte der Konvent in das günstiger gelegene Fischbachau über, das bis zur Säkularistion 1803 als Propstei des Klosters Scheyern fortbestand. Das dortige Martinsmünster gilt als der älteste noch erhaltene Hirsauer Bau in Bayern. Um 1104 veranlasste Graf Otto III. von Scheyern die Verlegung dieses Klosters auf den Petersberg bei Eisenhofen-Dachau. Die dortige Kirche zeigt in herausragender Weise die Hirsauer Baukunst. Im Jahre 1119 wandelte Otto V., der sich bereits Graf von Wittelsbach nannte, schließlich seine verlassene
Stammburg Scheyern in ein Kloster um, das bis 1253 als Begräbnisstätte seines Hauses dienen sollte und in das die Benediktiner vom Petersberg zogen. Auch in Scheyern haben die Mönche die Kirche und die gesamte Klosteranlage nach dem Hirsauer Schema gebaut, dessen Grundmaß ein „Einheitsquadrat“ von in Scheyern 9,6 Metern darstellt, das noch gut nachweisbar ist.
Bei der Anlage des Klosters wurde ein Teil der Burg niedergelegt und die eigentliche Klosteranlage so nach Osten ausgerichtet, dass die Kapitelkirche mit der Wittelsbacher Grablege in die Nähe der bisherigen Begräbnisstätte und der Burgkapelle kam. An die der Überlieferung nach im Jahre 996 stattgefundene Verlobung zwischen König Stephan von Ungarn und der bayerischen Prinzessin Gisela, der Schwester von Kaiser Heinrich II., in der damaligen Burgkapelle erinnert noch der Name der angrenzenden Königskapelle. Kurz nach der Gründung des Klosters wurde im Jahre 1144 eine eigene Pfarrkirche zu Ehren des hl. Martin auf dem Gebiet des heutigen Pfarrfriedhofes gebaut, die im Jahre 1806 aber abgebrochen wurde. Kurz danach, 1171 und 1183, wurde das Kloster dann ein Raub der Flammen, was den damals amtierenden Abt Baldemar (1171-1203), in
dessen Regierungszeit durch Graf Konrad III. von Dachau auch die Kreuzreliquie in das Kloster kam, veranlasste, nach alten Plänen
zunächst die mit dem Kapitelsaal verbundene Johanneskirche wieder herzustellen. Die am 9. Oktober 1215 geweihte Klosterkirche war eine dreischiffige romanische Basilika ohne Querschiff und Krypta, aber mit einer Vorhalle, an deren Südseite die sogenannte Allerheiligen-
kapelle errichtet wurde. Abt Heinrich (1226-1259) fügte dann noch eine Katharinenkapelle und den wuchtigen Turm hinzu. In dieser Zeit befand sich in Scheyern eine hervorragende Schreibschule. Die hier
u. a. vom Mönch Konrad geschriebenen und illustrierten Bücher (um 1220) wurden stilbildend im süddeutschen Raum. Heute befinden sich diese herrlichen Codices, die so typisch für die Hirsauer Kunst sind, in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Die Grundzüge der romanischen Anlage sind bis heute erhalten, auch wenn im Laufe der Jahrhunderte das Kloster und dessen Basilika immer wieder den jeweiligen gestalterischen Moden unterworfen und entsprechend ergänzt oder abgeändert wurden. Das begann schon in der Gotik, als der Kirchturm um ein Stockwerk erhöht, ein neuer Hochaltar angeschafft und an der Südostseite der Kirche nach Entfernung der rechten Apsis eine geräumige Sakristei in zwei Geschoßen errichtet wurde. In der Mitte des 16. Jahrhunderts folgte dann auch die vollständige
Einwölbung des Kreuzgangs, ehe die Kirche um etwa sieben Meter verlängert und mit einem Tonnengewölbe ausgestattet wurde. Verantwortlich dafür zeichnete Abt Georg II. Neubeck (1558-1574), der auch die Elisabethenkapelle errichten ließ, die heute in unveränderter Form als einer der spätesten gotischen Bauten in Bayern noch erhalten ist. Unter Abt Benedikt I. Prummer (1574-1610) begann die Neuerrichtung des Konventbaus mit Bibliothek, der von Abt Stephan Reitberger (1610-1634) vollendet wurde und
im wesentlichen in dieser Gestalt heute noch erhalten ist. Reitberger unterzog 1623, die Gotik war mittlerweile vorüber, die Kapitelkirche einer gründlichen Erneuerung im Renaissancestil und fügte zwei Seitenkapellen an. Später folgten noch zwei gravierende stilistische Veränderungen: erst wurde die Kirche im Stile des Rokoko umgebaut und im 19. Jahrhundert schließlich reromanisiert. Das Kloster Scheyern, das 1803 im Zuge der Säkularisation aufgehoben und 1838 wieder errichtet wurde, erlangte schon im 13. Jahrhundert durch seine Malschule und
das Skriptorium, ab dem Spätmittelalter auch durch Wissenschaft und Seelsorge große Bedeutung.
Die Mönche übernahmen auch Lehre und Erziehung, im 19. Jahrhundert mit einem erzbischöflichen Knabenseminar, nach dem 2. Weltkrieg mit einem Humanistischen Gymnasium und heute mit einem Wohnheim für die 1976 eröffnete Staatliche Berufsoberschule, an der Mönche den Religionsunterricht bestreiten. Neben zahlreichen
seelsorglichen Aufgaben betreibt die Abtei weiterhin ein Byzantinisches Institut, wo eine Neuausgabe der Schriften des hl. Johannes von Damaskus erarbeitet wird. Auch zahlreiche
handwerkliche Betriebe wie Buchbinderei und Wäscherei, Gärtnerei, Brauerei, Klosterschänke und Klostermetzgerei, Imkerei und Schreinerei sowie Elektro- und Malerwerkstatt gehören zum Kloster. Während der Klosterforst und auch die Fischteiche vom Kloster immer selbst bewirtschaftet werden, beherbergte der stattliche Gutshof „Prielhof“ mit den umliegenden Feldern bis 2015 den Forschungsverbund Agrarökosystem München der Technischen Universität München und der GSF-Forschungsgesellschaft für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg. Heute wird die Landwirtschaft wieder durch das Kloster selber geführt. Die Flächen um den „Prielhof“ wurden zum 1. Januar 2016 komplett auf eine ökologische Bewirtschaftungsweise umgestellt. Nun gilt auch wie in anderen Betriebszweigen: „Aus der Region – für die Region!“ Viel bekannter als dafür ist Scheyern aber als Wallfahrtsort: Jedes Jahr pilgern Tausende
von Gläubigen ins Kloster, um dort das hl. Kreuz zu verehren, das Partikel von jenem Kreuz enthalten soll, an das Jesus einst geschlagen wurde. In der Basilika bildet das Kreuz den strahlenden Mittelpunkt in der Heilig Kreuz-Kapelle.