Kloster Kreuzberg
Steckbrief
Kloster: Kreuzberg​
Landkreis: Rhön-Grabfeld
Pfarrei: Bischofsheim a.d. Rhön
Diözese: Würzburg
Orden: Franziskaner
Patrozinium: Kreuzerhöhung
Gründer: Franziskaner
Weiternutzung nach der Säkularisation
Das Kloster wurde nicht aufgehoben.
Ursprünglich zum Aussterben bestimmt,
wurde durch Dekret vom 30. Sept. 1826
der Fortbestand des Klosters gesichert.
Der heilige Berg der Franken lockt Pilger und Franziskaner gleichermaßen an
Zu allen Zeiten hat der wolkenumwogte Kreuzberg die Menschen fasziniert: Schon in vorchristlicher Zeit soll hier eine heidnische Kultstätte existiert haben. Ein Ringwall aus dunklen Basaltsteinen ist ein Relikt dieser Zeit und umzieht noch heute den Gipfel. Im Jahr 686 sollen der Legende nach die drei Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan auf dem Gipfel des Aschberges, wie die Erhebung bis ins 17. Jahrhundert hieß, ein erstes Kreuz errichtet haben. Seit der Missionierung der Franken durch Kilian und seine Gefährten im Jahre 686 gilt der Kreuzberg als heiliger Berg der Franken. Urkundlich erstmals erwähnt wird die markante
Erhebung im Jahre 1164, als Bischof Heinrich II. von Stühlingen dem Kloster Maria Bildhausen die Rechte an Gras und Heu am Aschberg übertrug. Auch ein Kreuz mag es auf dem Aschberg ab dem ausgehenden Mittelalter gegeben haben: Volkskundlichen
Nachforschungen zufolge handelte es sich dabei um ein Stationskreuz für den Flurgang der Pfarrei Bischofsheim zu ihren Heufeldern. Vor der ersten Kapelle, die 1598 entstand, gab es schon um 1400 ein erstes Wallfahrerkreuz, das im Bauernkrieg zerstört wurde. Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ließ dann 1582 drei Kruzifixe errichten. Die Nachfolgekreuze aus Stein von 1710 sind das Ziel der gegenwärtigen Kreuzberg-Wallfahrten. Bereits im Mittelalter zogen zahlreiche Prozessionen auf den „heiligen Berg“, bis in den Wirren des Bauernkrieges 1524/25 die Wallfahrten eingestellt wurden. Bis zum Ende das 16. Jahrhunderts wurde der Kreuzberg aber wieder ein viel besuchter Wallfahrtsort.
Nachdem im 16. Jahrhundert sogar ein Wunderbericht in der Bevölkerung kursierte, ließ Fürstbischof Julius Echter 1589 mit Blick auf die nahe gelegenen Fuldaer Territorien und den konkurrierenden
Volkersberg eine kleine Wallfahrtskapelle sowie eine erste Kreuzigungsgruppe errichten. Dieser Kreuzgruppe verdankt der Berg seinen heutigen Namen. Im Jahr 1627 wurden dann die Franziskaner aus dem Kloster Dettelbach mit der Wallfahrtsseelsorge beauftragt; sie
kamen anfangs zunächst nur in den Sommermonaten auf den Kreuzberg, um die Pilger zu betreuen. Die Franziskaner waren es wohl
auch, die die Legendenbildung um Kilian ins Spiel brachten, um so dem Wallfahrtsort eine jahrhundertealte Legitimation zu verleihen.
In der Folgezeit nahmen die Pilgerströme rasch und stetig zu. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Kapelle dem großen Zulauf
schließlich nicht mehr gewachsen, so dass Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach ab 1681 die Kirche vergrößerte und ein Kloster
errichtete. 1685 bezogen sechs Patres und sechs Laienbrüder den langgestreckten Konventbau. Feierlich geweiht wurden Kirche und
Kloster am 6. Juli 1692. Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau, der selbst öfters auf dem Kreuzberg weilte, ließ 1699 bis 1706 den sogenannten Fürstenbau als Gästetrakt und spätere Infirmerie erbauen. Das heutige Treppenhaus soll 1726 von Balthasar Neumann
geplant worden sein. 1731 erging die Erlaubnis zur Einrichtung der Klosterbrauerei. Die Klostergebäude sind von einfacher Architektur und folgen damit den Forderungen der franziskanischen Armutsregel.
Allein die Kirche hebt sich durch ihre von zumeist regionalen Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts geschaffene Innenausstattung von diesem Konzept der bewussten Schlichtheit ab.
Bereits 1710 war der Kapellenkreuzweg als einer der ersten in ganz Deutschland entstanden, nachempfunden dem Weg Jesu in Jerusalem zu seiner Hinrichtung auf Golgatha. Der Stationsweg mit seinen Kapellen führt bis heute von der Kirche aus hinauf zu
den drei Kreuzen am Gipfel als zwölfte Station. In ihren Entfernungen entsprechen die Stationen übrigens exakt denen des Jerusalemer Kreuzwegs. Im Jahr 1790 wirkten 24 Franziskaner auf
dem Kreuzberg. Trotz der Säkularisation und der formellen Aufhebung der Klöster im Jahr 1803, welche der Kreuzberg-Wallfahrt ein jähes Ende bescherte, lebten 1816 noch immer 16 Mönche im Kloster. König Ludwig I. verfügte nach einem Besuch im Jahr 1826 per Dekret endgültig das Weiterleben der
Niederlassung. Fortan konnten wieder Novizen aufgenommen werden. 1835 wurde das Kloster der bayerischen Franziskaner-provinz angegliedert und zwischen 1840 und 1850 umfassend erneuert. In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden schließlich ein neues Brauereigebäude sowie der Antonius- und Marienbau für Wallfahrer und Touristen. Und das war auch wichtig, denn pro Jahr werden auf dem Kreuzberg zwischen
600 000 und 800 000 Besucher gezählt. Vor allem im Spätsommer und Frühherbst herrscht hier großes Gedränge, wenn die
Klosterkirche zum Ziel von 70 bis 80 Wallfahrten wird. Obwohl die Ordensmänner jeden herzlich begrüßen, haben Wallfahrer und Pilger gemäß alter Tradition Vorrang. So wird jede Gruppe
persönlich in der Kirche empfangen; außerdem bieten die Patres zahlreiche Pilger-Gottesdienste an und nehmen regelmäßig die
Beichte ab.
In den Gebeten und Predigten der Franziskaner steht – ganz dem Thema des Ortes gemäß – die Kreuzestheologie des hl. Franziskus im Mittelpunkt, denn „ohne das Kreuz wäre unser Glaube nutz- und
sinnlos“, sind die Patres überzeugt. Derzeit leben im Kloster Kreuzberg drei Franziskaner. Zu ihren Aufgaben zählen die Wallfahrts-seelsorge, Exerzitienangebote und Seelsorgsaushilfen. Die Verrichtung der praktischen Tätigkeiten in Brauerei, Schänke und Pensionsbetrieb wird von knapp 80 weltlichen Angestellten wahrgenommen. Da die
Franziskaner zu den Bettelorden zählen, legt man großen Wert auf die Feststellung, dass Konvent und Wirtschaft keine wirtschaftliche
Einheit bilden. Der Kreuzberg und sein Franziskanerkloster sind seit Dezember 2008 um einen einmaligen Ort der Begegnung, Besinnung sowie des Erlebens reicher: das Bruder-Franz-Haus. Das historische, denkmalgeschützte Haus von 1687 gehört zu den ältesten Gebäuden
am Kreuzberg und lädt alle Menschen ein, die Gedankenwelt des Heiligen und der franziskanischen Ordensgemeinschaft kennen zu
lernen (geöffnet täglich von 10 bis 17 Uhr, Eintritt: frei).
Den Mittelpunkt des Hauses bildet die eindrucksvoll gestaltete Ausstellung „Franz von Assisi und Gottes Schöpfung“. Darüber
hinaus gibt es dort nach dem Sonnengesang des hl. Franziskus gestaltete Meditationsund Ruheräume sowie einen Andachts- und
einen Seminarraum. Das Haus wird komplettiert durch Funktions-räume für Wallfahrer, Wanderer und Biker. Ein Franziskaner steht
für seelsorgerische Gespräche zur Verfügung. Als Mehrfunktionenhaus dient die Einrichtung auch als touristisches Informationszentrum
über den Kreuzberg und die Rhön.