Kloster Kemnath
Steckbrief
Kloster: Kemnath
Landkreis: Tirschenreuth
Pfarrei: Kemnath
Diözese: Regensburg
Orden: Franziskaner-Reformaten
Patrozinium: St. Antonius von Padua
Gründer: Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern und Bischof von Regensburg
Weiternutzung nach der Säkularisation
Das Kloster wurde verkauft und profaniert.
Zur Blütezeit waren in dem Kloster 23 Patres, fünf Kleriker und acht Laienbrüder tätig.
Ein Kloster in unmittelbarer Nähe zu wissen, war für viele Menschen im 17. Jahrhundert von großer, vor allem spiritueller Bedeutung. In Kemnath etwa, im nördlichsten Zipfel der Oberpfalz, war dieses Verlangen so stark, dass man dieses Ansinnen mit aller Macht vorantrieb, obwohl es für ein Kloster noch gar keine Räume gab.
Am 12. September 1657 jedenfalls wandte sich der Stadtmagistrat von Kemnath an das Bischöfliche Konsistorium und den Provinzial der Bayerischen Franziskanerprovinz, Pater Ludwig Gerlspöck, mit der Bitte, ihre Zustimmung zum Bau eines Klosters für den Orden der Franziskaner zu geben. Der Klerus reagierte auf diesen Wunsch mit der höchstmöglichen Aufgeschlossenheit, denn sowohl ein passender Platz wie auch die finanziellen Mittel für die Errichtung des Klosters wurden von der Stadt zur Verfügung gestellt. Bereits am 21. Januar 1658 erteilten Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern und der Bischof von Regensburg, Franz Wilhelm von Wartenberg, auf Ersuchen des Konsistoriums die erforderliche Genehmigung. Nur vier Monate später kamen dann schon die ersten Franziskaner (zwei Patres und zwei Laienbrüder) nach Kemnath.
Da der vom Stadtmagistrat angedachte Platz aber nicht für den Bau einer Klosterkirche reichte, wurde am 5. März 1660 mit dem Bürger Rupprecht Fraunholf ein Vertrag über den Ankauf eines Teils des angrenzenden Gartens beschlossen. Und abermals ging alles reibungslos über die Bühne: Am 31. November 1660 fand die Grundsteinlegung für das Kloster statt, im Frühjahr 1661 wurde der Neubau nach Plänen von Frater Hugolin Partenhauser in Angriff genommen, und am 13. Juli 1662, dem Tag des Hl. Antonius von Padua, zogen die Franziskaner in den Neubau ein. Im Anschluss daran wurde mit dem Bau der Kirche begonnen, die schließlich am 3. Mai 1665 von Bischof Adam Lorenz von Toerring-Stein feierlich eingeweiht wurde. Das Patrozinium der Kirche wurde auf Bitten der Kurfürstin Henriette Adelheid von Bayern auf den Hl. Antonius festgelegt.
Das Wirken der Franziskaner ging von Anfang an über den Ort hinaus: sie unterstützten die Landpfarrer, hielten Missionen (viele Oberpfälzer waren damals lutherisch) ab und führten ab dem Jahr 1731 jährlich ein Passionsspiel auf – diese Tradition wird seit 1983 nach längerer Unterbrechung alle fünf Jahre wieder fortgeführt. Lange Zeit war den Franziskanern auch die Betreuung der Wallfahrtskapelle und des Hospizes auf dem östlich von Kemnath gelegenen Armesberg anvertraut. Zur Blütezeit waren in dem Kloster 23 Patres, fünf Kleriker und acht Laienbrüder tätig. Die Franziskaner hatten so großen Zulauf, dass aufgrund der Klagen des Stadtpfarrers das bischöfliche Ordinariat in Regensburg 1750 sowie 1785 sogar zeitgleiche Messen in der Klosterkirche während der Pfarrgottesdienste untersagen musste.
Quelle Foto: Kereul
Am 4. Juli 1758 brach schließlich ein Brand aus, der das Kloster sowie die Kirche samt Malz- und Bräuhaus einäscherte. Nur die Mauern der Kirche und des Klosters blieben erhalten. Aufgrund der Spendenbereitschaft der Bevölkerung und der Unterstützung durch die Äbte von Waldsassen, Speinshart und Michelfeld war das Kloster allerdings nach drei Jahren wieder errichtet.
Bereits 1801 zeichnete sich dann aber das Ende des Klosters ab. Die von Kurfürst Max IV. Joseph in München eingesetzte „Spezialkommission für Klostersachen“ erließ die Anordnung, auch im Kloster Kemnath alle wertvollen kirchlichen Gerätschaften zu erfassen und darüber einen Bericht einzureichen. Der Landrichter Max Joseph Freiherr von
Gravenreuth musste als „Aufhebungs-Kommissär“ letztlich die Säkularisation durchführen.
Am 17. April 1802 wurde schließlich entschieden, dass die Mönche Kemnath verlassen mussten: Die Patres Guardian Hildebert Mehler, Vikar Irenäus Dobler, Beatus Greiner, Matthias Burkhard, Procopius Donhauser und Frater Xystus Kälbel verließen Kemnath in Richtung des Zentralklosters Freystadt. In den Konvent von Dietfurt wurden die Patres Menardus Merl und Salomon Kratzer sowie die Fratres Hospitus Böhm (Bräu), Hortulanus Harrer (Gärtner) und Konrad Reiß (Bräu) beordert. Frater Florentian Ziegsperger wurde nach Oberaltaich, Frater Proculus Angerer in die Kartause Prüll und Frater Samuel Krämer nach Prüfening versetzt. Am 1. Mai 1802 lasen der Guardian und vier Priester nochmals die Messe, dann zogen sie mit sieben Wagen und zwei Kutschen ab.
Stadtpfarrer Josef Johann von Clerambault wurde daraufhin beauftragt, die Kirche „in aller Stille und ohne Erregung von Aufsehen zu exsecieren“. Die Statue der Schmerzhaften Muttergottes wurde deshalb am 21. Mai 1802 feierlich in die Stadtpfarrkirche von Kemnath übertragen. Teile der Kircheneinrichtung, darunter der Hochaltar, die Orgel, das Pflaster und das hölzerne Kommuniongitter, kamen in die Kirche von Erbendorf, zwei Nebenaltäre und die Kanzel wurden in die Kirche von Waldershof verbracht. Und die Turmglocke wurde von der Stadt Kemnath für die Friedhofskirche angekauft.
Aufgelöst wurde auch die Klosterbibliothek, die nach dem Brand von 1758 wieder auf 3.579 Werke angewachsen war. Der Grund für den großen Buchbestand dürfte sein, dass Kemnath von 1718 bis 1771 ein Studienkloster war, in dem eine wissenschaftliche Ausbildung des Ordensnachwuchses erfolgte. Nach einer Mitteilung des Stadtpfarrers Josef Johann von Clerambault wurde ein Teil des Bücherbestandes beim Auszug von den Mönchen mitgenommen. An den Ortsgeistlichen erging dann die Anweisung, die „unbrauchbaren und schädlichen Bücher“ wie Andachtsliteratur sowie Werke der Pastoraltheologie und Katechetik auszumustern und einem Händler zur weiteren Verwertung zu überlassen. Als „brauchbare Bücher“ verblieben 163 Werke, darunter die Bibelausgaben, Bibelkommentare und -konkordanzen sowie die Werke der Kirchenväter und -lehrer Thomas von Aquin, Flavius Josephus, Ulisse Aldrovandi und Samuel von Pufendorf. Auf Anweisung der Kurfürstlich oberpfälzischen Landesdirektion sollte der Amberger Dogmatikprofessor Marian Dobmayer eine Empfehlung für die künftige Nutzung abgeben.
Nach seinem Vorschlag sollte ein Teil des Bestandes einer öffentlichen Bibliothek überlassen und der Rest für den Aufbau einer Dekanatsbibliothek verwendet werden. Über das weitere Schicksal der Buchsammlung fehlen allerdings jegliche Angaben. Jedenfalls berichtet das Rentamt Kemnath im Jahr 1811, dass sich im Kloster keine Bibliothek mehr befinde. Nur wenige Einzelstücke aus dem Kemnather Kloster werden heute noch in öffentlichen Bibliotheken aufbewahrt.
Kirche, Kloster und Bräuhaus (weitergeführt als Klosterbrauerei Kemnath) wurden schließlich von Kemnather Bürgern erworben. Der größte Teil wurde von dem Seilermeister Johann Steininger und den beiden Metzgermeistern Paul und Simon Zizlmann gekauft. Zuerst wollten sie die Kirche in einen Stall umwandeln, letztlich wurde sie von ihnen aber als Scheune verwendet. Die Käufer beantragten auch eine Tafernwirtschaft, was ihnen am 15. Oktober 1802 von der Landesdirektion Amberg genehmigt wurde.