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Die älteste Brauerei in Oberfranken

Skitze einer Turmspitze
Mann arbeitet an einer alten Machine

So ganz genau weiß man es nicht, es wird aber angenommen, dass die Benediktinermönche in Weißenohe um 1050 mit dem Brauen begonnen haben. Damit zählt die Klosterbrauerei zu den ältesten in Deutschland. Den Titel der ältesten Brauerei in Oberfranken kann Weißenohe ohnehin keiner streitig machen. Denn dass die Mönche dort unmittelbar nach der Klostergründung ihr erstes Bier angesetzt haben, gilt alleine deshalb schon als sehr wahrscheinlich, weil in jenen Tagen der Gerstensaft ein Grundnahrungsmittel der Menschen war. Da Weißenohe aber stets ein Kloster mit sehr wenigen Mönchen war, die es zudem mit der klösterlichen Disziplin nicht immer so ganz genau nahmen, blieb dort die Zahl der auswärtigen Besucher recht überschaubar. Eine anzubetende Reliquie als Magnet für Pilger hatte man auch nicht, und obendrein lag Weißenohe mitten in jenem Gebiet, in dem sich zu Zeiten der Reformation die Lutheraner mit den Vertretern des katholischen Glaubens einen leidenschaftlichen Kampf um die religiöse Deutungshoheit lieferten. Mit anderen Worten: Als Brauereistandort mit überregionaler Sogwirkung schied Weißenohe aus. Die Aufhebung des Klosters während der Reformation und seine Wiedererhebung nach dem Dreißigjährigen Krieg trugen auch nicht dazu bei, den Ruf des Weißenoher Bieres über die häufig wechselnden Grenzen hinauszutragen. Allerdings hat die wechselhafte Historie des Klosters Weißenohe einem Umstand nichts anhaben können: Egal, ob Lutheraner oder Katholiken gerade das Sagen hatten – gebraut wurde immer. Dabei ging es hinter den Klostermauern aber beileibe nicht immer christlich zu. So schrieb im Jahre 1801 der Pfarrer Martin Willibald Schrettinger in sein

Tagebuch: „Am 6. Januar bekamen einige einquartierte fränkische Soldaten eine Tracht Stockschläge, weil sie eine Tür eingesprengt hatten und auf den Braumeister mit bloßen Säbeln eindrangen, da er ihnen nicht jedes Mal ein Frischen vom Keller brachte.“ Ein Frischer war damals eine Maß Bier.

Zwei Jahre später war dann aber alles anders: Im Zuge der Säkularisation wurde das gesamte Kloster verstaatlicht. Die Brauerei wurde ab 1803 vom vormals klösterlichen Braumeister weitergeführt, ehe er aus wirtschaftlichen Gründen aufgab und sein Braurecht nebst der Braustätte im Jahr 1827 an den Braumeister Friedrich Kraus verkaufte. Der führte fortan die „fränkische Dreifaltigkeit“ aus Brauerei, Gastwirtschaft und Landwirtschaft mit wachsendem Erfolg fort. Seither ist die Brauerei in Familienbesitz, sie wird heute in der fünften Generation von Urban Winkler und seiner Frau Katharina geführt. Die beiden fühlen sich nicht nur der Fortschreibung der beinahe tausendjährigen Brauereigeschichte in Weißenohe, sondern auch gegenüber den nachfolgenden Generationen verpflichtet. Und das bedeutet in Weißenohe konkret: Seit dem Frühjahr 2001 ist die Brauerei ein Bioland-Vertragspartner, was bedeutet, dass das Weißenoher Bier fast zur Hälfte nach den strengen Verarbeitungsrichtlinien des Bioland-Verbandes gebraut wird. Und seit 2013 braut man in Weißenohe darüber hinaus nur noch mit Strom, der aus regenerativ erzeugter Energie stammt. In Weißenohe tut man dies aber nicht aus ideologischen Gesichtspunkten, sondern weil man überzeugt ist, damit die bestmögliche Qualität zu erzeugen. Der Erfolg gibt den Winklers Recht: Im Gegensatz zum Mittelalter, als das Weißenoher Bier nur im Kloster ausgeschenkt wurde, ist der Gerstensaft aus dem einstigen Benediktinerkloster heute ein hoch geschätzter Vertreter der bayerischen Braukunst.

Körner werden gemahlen
Mann misst die Temperatur von Bier

Neben dem klassischen Sortiment wartete die Klosterbrauerei Weißenohe auch mit drei besonderen Erzeugnissen auf: mit Barrique-Bier, einer würzigen Brauspezialität wie aus dem Mittelalter und dem Cannabis Club Sud. Bei den Barrique-Bieren wird der Gerstensaft, wie man das vom Wein her kennt, vor der Abfüllung in die Flasche, in alten Eichenholzfässern gelagert, die der Großvater von Braumeister Urban Winkler einst gekauft hat.

Das zur Abdichtung verwendete Kiefernpech gibt dem Bier seinen unverwechselbaren Charakter – vergleichbar dem Fasseinbrand (Toasting), dessen Stärke den Geschmack des Weins prägt.

Die mittelalterliche Tradition des Würzens von Festtagsgetränken wird in Weißenohe mit dem Virtac Bior aufgegriffen, das allerdings nur noch auf Nachfrage eingebraut wird. Damals zeigte man seinen Wohlstand mit der massiven Verwendung seltenster, intensivster und zugleich teuerster Gewürze. Heute wird diese flüssige Nachspeise, die man wie einen Digestiv aus einem kleinen Glas trinken sollte, mit Zimt, Kardamom, Orangenschale, Ingwer, Nelken und Piment verfeinert. Der Cannabis Club Sud wiederum ist ein erfrischendes, kreatives Biermischgetränk, das in seiner angenehm abgerundeten Art das blumig-zitronig-bittere Hanfblütenaroma als Bereicherung des Biergeschmacks vermittelt.

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