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Die einen zur Kirche,

die anderen zum Krug

Skizze einer Turmspitze
Raum mit großen Bierbraugeräten

Nicht etwa das am Fuße der Alpengipfel gelegene Kloster Ettal, sondern das Kloster Kreuzberg in der Rhön beherbergt die höchst gelegene Klosterbrauerei in Bayern, die wiederum auf eine fast 300-jährige Geschichte zurückblicken kann. Die Brauerei wurde dem Kloster im Jahre 1731 angegliedert, nachdem in jenen Tagen immer mehr Menschen auf den „heiligen Berg“ der Franken pilgerten – und die wollten schließlich verköstigt werden. Der Kreuzberg und das Bier – das ist eine gleich in vielfacher Hinsicht besondere Geschichte. Zum einen steht hier die einzige Brauerei, die der Franziskanerorden in Deutschland betreibt, zum anderen wurde der Kreuzberg von der Säkularisation verschont. Während überall sonst in Bayern der klösterliche Besitz verstaatlicht wurde, blieb hier alles beim Alten. So ist die Brauerei bis heute, ohne Unterbrechung, im Besitz der bayerischen Franziskaner. Und noch etwas war lange Zeit besonders: Früher gab man das Bier kostenlos an die Pilger ab. Diese wiederum zeigten sich nicht kleinlich und hinterlegten neben den leeren Maßkrügen ein Biergeld. Weil die Pilgerzahl weiter stieg, die Gläubigen aber immer knauseriger wurden, hielt sich der Brauch nur noch bis etwa 1920. Seitdem bezahlt man dort ein – nun nicht mehr freiwilliges – Entgelt.

Wie beliebt das Kreuzberger Bier war, blieb auch der hohen Geistlichkeit unten im Tal nicht verborgen: Michael von Faulhaber,

der spätere Erzbischof von München und Freising, hat sich im Jahr 1901 ins Gästebuch des Klosters mit folgender Bemerkung

eingetragen: „Den Kreuzberg herauf kam ein endloser Zug, die einen zur Kirche, die anderen zum Krug.“ Und dieser Zug ist bis heute nicht abgerissen. Kein Wunder also, dass es in jenen Tagen auch schon mal zu Beschwerden aus dem Kloster kam, weil den Franziskanern die fröhlichen Zecher einfach zu laut wurden. Dem hat man inzwischen

vorgebeugt: die Klostergaststätte schließt um 20 Uhr. Lange Zeit war die Brauerei noch ein sehr ursprünglicher Ort. So wurde etwa bis ins Jahr 1954 nur mit Schnee und Eis gekühlt: Dazu packte man die Lagerfässer aus Eichenholz in den Wintermonaten in Schnee und Eis ein. In den unterirdischen Gewölbekellern hielt sich der Schnee bis in die späten Sommermonate, so dass auch an den warmen Tagen kühles

Bier ausgeschenkt werden konnte. Da dies aber im Zeitalter fortschreitender Technologisierung nicht mehr zeitgemäß war, wurde

nun mit dem Neubau eines Brauereigebäudes begonnen. Der jährliche Ausstoß hat sich auf dem Kreuzberg in den letzten Jahrzehnten auf

rund 8500 Hektoliter erhöht, eine Menge, die nicht weiter gesteigert werden soll, schließlich sind die räumlichen Kapazitäten auf dem

Kreuzberg begrenzt.

Ein Mann nimmt Körner in die Hand
große Bierkessel

Darüber hinaus ist der Kreuzberg eine klassische „Kirchturmbrauerei“, die ihren Ausstoß beinahe vollständig

vor Ort oder in der Nachbarschaft absetzt. Dies erkennt man auch an der Produktion: Neben dunklem Bier werden Pils und Hefeweißbier sowie saisonal ein Weihnachtsbock fast ausschließlich in Fässer abgefüllt. Der Rest wird in 10- bis 50-Liter-Fässern an Liebhaber verkauft. An der Klosterschänke ist das

Bier auch in Flaschen mit einem Fassungsvermögen von 1, 2 und 5 Litern erhältlich; dort kann man sich diese Flaschen auch jederzeit

wieder befüllen lassen. Ein kleiner Anteil wird darüber hinaus an benachbarte Franziskanerklöster abgegeben. So kann man das Kreuzberger Bier auch im Kloster Engelberg in Großheubach bei Miltenberg genießen.

Übrigens: Die Preise in der Klosterschänke hält man volkstümlich. Und die mit der Brauerei erwirtschafteten Gewinne werden von den Franziskanern wieder für Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten zur Verfügung gestellt.

Kloster Kreuzberg in der Rhön beherbergt die höchst gelegene Klosterbrauerei in Bayern, die wiederum auf eine fast 300-jährige Geschichte zurückblicken lässt

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