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Der lange Weg zu einem "bekömlich Pier"

Skizze einer Turmspitze
Braumaschinen

Seit wann genau in Baumburg Bier gebraut wird, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Zwar gilt 1612 als offizielles Gründungsjahr, aber man geht davon aus, dass dort wohl auch schon um 1400 eigener Gerstensaft in die Krüge floss. Denn historisch verbrieft ist,

dass die Augustiner-Chorherren seit jeher gebraut haben. Und dann gibt es ja noch die Baumburger Bierzech‘ vom 28. April 1406. Verkaufen durften die Chorherren ihr Bier eigentlich nicht, nur das Brauen zum Eigenbedarf war gestattet. Dennoch schrieben sie offensichtlich Rechnungen. So wurde mit der Bierzech dem Klostertafernwirt Kaspar Haitenthaler „pier zu ain pfund pfennig“ in Rechnung gestellt. Zumindest scheinen nach der Fastenzeit die

Restbestände gewinnbringend an den Mann gebracht worden zu sein. Wobei Eigenbedarf gerade in der Fastenzeit in Baumburg schon eine Hausnummer gewesen sein dürfte. Um die 200 Menschen waren im Stift zu versorgen. Kloster, Heim, Schule und die Altenmarkter Waffen- und Nagelschmiede. Ab 1612 – also in der Amtszeit von Probst Urban Stamler – durfte das Bier dann verkauft werden. Der Zeitpunkt gilt deshalb auch als offizielles 

Gründungsjahr der Brauerei. Allerdings war der Probst, der sowieso eher als Weintrinker galt, mit der Qualität des Gebräus wenig einverstanden. Der Braumeister ersuchte deshalb um

Unterstützung aus dem Kloster Andechs, deren Brüder für ihr „bekömlich pier“ bekannt waren.

Der Probst war von der Idee, sich von einem Benediktiner helfen zu lassen, zwar nicht sonderlich angetan, aber notgedrungen erteilte er dafür die hochoffizielle Erlaubnis. Die Bemühungen des Andechser Bruders Meinrad, den Augustiner-Chorherren das Bierbrauen beizubringen, waren indes auch nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Die wollten sich von einem minderen Benediktiner einfach nicht sagen

lassen, wie man „pier praut“. Nach fünf Jahren jedenfalls kehrte Meinrad entnervt nach Andechs zurück. Kaum war er aber weg, machte es den Augustinern plötzlich nichts mehr aus, sich an die Vorgaben des Benediktiners zu halten. Mälzen und Sieden bei gleichbleibender Temperatur, Ofen und Kessel nicht überheizen – die Brauer beherzigten endlich das, was ihnen Meinrad fünf Jahre lang gepredigt hatte. Resultat: Die Baumburger hatten endlich ihr „bekömlich pier“. In den folgenden zwei Jahrhunderten erlebte

Baumburg ein stetes Auf und Ab, vor allem der Umbau des Klosters riss gewaltige Löcher in die Kasse. Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich ein Schuldenberg von 120.000 Gulden – heute etwa 6 Millionen Euro – aufgetürmt. Weil es so nicht weitergehen konnte, wurde den Chorherren 1780 von der Regierung in Burghausen acht Monate lang der Klosterwirt Anton Lechner als Interimsadministrator vor die Nase gesetzt. Dem wurde erstmals eine einwandfreie Kassenführung bestätigt.

Zwei Männer begutachten Bier
Ein Mann misst die Temperatur

Als wenig später das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde, kam auch der Braubetrieb gänzlich zum Erliegen, nur das im Keller gelagerte Bier durfte verbraucht werden. Die Brauerei sollte verkauft werden, doch die Lage hoch über dem Tal mit der schwierigen Wasserversorgung und dem einfachen Keller schreckte potenzielle Käufer ab. Im Februar 1804 erwarb schließlich der

Kurfürstliche Hofkammerassessor Franz Joseph von Röckl die Brauerei, er erwies sich jedoch rasch als unfähig, den Betrieb zu

führen. Zehn Jahre später übernahm der Wirt Michael Widl aus dem nahen Altenmarkt die Brauerei. Nach Widls Tod heiratete seine Witwe den Kaufmann Ludwig Niggl aus Bad Tölz, dessen Sohn Ludwig letztlich die Brauerei und das Wirtshaus erbte. Als Maria,

die einzige Tochter des jungen Niggl, 1873 den Mühlenbesitzersohn Johann Dietl aus Abensberg heiratete, wurde jene Dynastie

begründet, die bis heute fortbesteht. Landwirtschaft und Brauerei wurden behutsam modernisiert, und das Helle und das Dunkle aus Baumburg fanden rasch einen immer größer werdenden Freundeskreis. Ein Bierkeller, im Tal in den Auberg getrieben und noch von Ludwig Niggl 1840 mit einem Sommerlokal versehen, trug wesentlich zur verbesserten Bierqualität nach längerer Lagerzeit bei. Nach Johann Dietl übernahm sein Sohn Hans 1913 das Erbe, auf den 1933 Ludwig Dietl in der dritten Generation folgte. Nach dessen fast 40-jähriger Regentschaft folgte 1972 der heutige Besitzer Ludwig Dietl nach.

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